Perspektiven von Paris und anderswo
Es sind die schönsten Momente im Studium, wenn sich erweist, dass sich das bisher Erlernte im Geschichtestudium allen Zurufen aus dem Off des etablierten und ach so praxisnahen Wirtschaftslebens zum Trotz keineswegs nur zum sprichwörtlichen Orchideenzüchten eignet.
Neben meinen bereits erwähnten „Außenseiterstudien“ zum Französischen Revolutionskalender habe ich mich auch, am Institut für Ur- und Frühgeschichte, mit Luftbildarchäologie beschäftigt, einer Disziplin, die vermutlich bei vielen Historikern überhaupt jenseits der Wahrnehmungsschwelle liegt.
Das ist eigentlich schade. Als angehender Historiker an der Uni Wien erstreckt sich die Vermittlung von Quellenkunde weitestgehend auf Bibliotheksbestände, Steintafeln und archäologischen Fundstellen, der „bildlichen und dinglichen Quellen“ eben, wie es ja so schön im Lehrplan heißt. Kreative Annäherungen an Quellen an sich und auch an andere Quellen im Besonderen ist da meiner Erfahrung nach so nicht wirklich vorgesehen. Dabei vermag die Betrachtung aus der Luft zu erstaunlich neuen Perspektiven verhelfen, und das nicht nur ob der Fotodarstellungen aus der Vogelperspektive.
Nun, da lernt man also vor sich hin, wie verschiedene Bodenverfärbungen, Schattenmerkmale und dergleichen mehr auf darunter liegende Fundstellen hinweisen könnten und freut sich im Stillen, etwas zu kennen, was viele andere nicht kennen.
Und dann fällt einem plötzlich das Buch von Leonardo Benevolo und Benno Albrecht in die Hände. Sie greifen auch die Technik der Luftbildarchäologie auf, um Veränderungen in der Landschaft durch den Menschen und dessen Auswirkungen sichtbar zu machen. Auch Paris wird ein Kapitel gewidmet: Die Autoren stellen sehr anschaulich dar, wie die Champs Élysées eine kilometerlange und schnurgerade Schneise durch Paris schlägt und beleuchten die Motive hinter diesem bis heute überdauernden Charakteristikum von Paris. Etwa in der Mitte wird die Prachtstraße vom Triumphbogen in zwei Hälften geteilt, wobei sich dieses Bauwerk auch nicht zufällig an der höchsten Erhebung der Straße befindet.
Während mir die Basteleien rund um den Kalender der Französischen Revolution einen recht anschaulichen Eindruck um die Mentalität und den Wunsch nach radikaler Veränderung in mannigfaltigen Lebensbereichen vermittelte, ermöglichen es mir die „handwerklichen“ Methoden der Luftbildarchäologie den Wandel im Stadtbild von Paris besser nachzuvollziehen. Verbunden mit der aktuellen Fragestellung dieses Seminars eine wundervolle Kombination.
Und so schließt sich der Kreis. Aus zwei für sich isoliert betrachtet kaum sinnvoll anwendbare Themenfelder erwächst in Verbindung eines Dritten ein gemeinsamer großer Themenkomplex, dessen Einzelteile sich hervorragend ergänzen und zu einem neuen großen Ganzen zusammenfügen.
Das hat jetzt alles zusammen streng genommen immer noch recht wenig mit dem Erarbeiten einer konkreten Fragestellung für das Seminar zu tun, aber es illustriert doch sehr schön, wie man sich auf Basis bisheriger Erfahrungen dem Thema annähern kann. In meinem Fall kristallisiert sich langsam eine Tendenz auf die Stadtwerdung und Stadtentwicklung von Paris heraus, wobei ich mich hier derzeit noch nicht auf ein Quartier festlegen kann und will. Aber damit ist bereits ein Weg eingeschlagen, und ein ratloses Verharren ohne Weiterentwicklung wird auch verhindert.
Meine Jagd nach Informationen und Plänen zum Stadtbild von Paris quer durch die Jahrhunderte hat mich auch in die Bibliothek des Instituts für Geschichte geführt, wo ich in der Kartenabteilung fündig geworden bin:
- Atlas de l’histoire de France (A II / 70)
- Atlas de la révolution française: Paris (A II 48 / 11)
- Petit Atlas historique des Temps modernes (A II / 85)
Alle drei Bücher beschäftigen sich mit den Ereignissen der Französischen Revolution, wobei jedoch die politische Ereignisgeschichte bestenfalls gestreift wird, der Schwerpunkt liegt auf dem Sichtbarmachen von ihren Auswirkungen, die meist in Form von Plänen graphisch dargestellt werden, beispielsweise Veränderungen von Bevölkerungsdichten in ganz Frankreich und der Stadt Paris. Alle drei Bücher zusammen lassen hier kaum einen Lebensbereich aus, ich habe sie aber noch nicht im Detail durchgearbeitet.
Und dass ich am Leben und Wirken des Baron Haussmann auch nicht vorbeikommen werde, zeigt sich immer klarer. Ein kurzer Blick unter seinem Namen in den Universitätskatalog genügt jedoch, um mir sicher zu sein, dass mir der Lesestoff nicht ausgehen wird.
Neben meinen bereits erwähnten „Außenseiterstudien“ zum Französischen Revolutionskalender habe ich mich auch, am Institut für Ur- und Frühgeschichte, mit Luftbildarchäologie beschäftigt, einer Disziplin, die vermutlich bei vielen Historikern überhaupt jenseits der Wahrnehmungsschwelle liegt.
Das ist eigentlich schade. Als angehender Historiker an der Uni Wien erstreckt sich die Vermittlung von Quellenkunde weitestgehend auf Bibliotheksbestände, Steintafeln und archäologischen Fundstellen, der „bildlichen und dinglichen Quellen“ eben, wie es ja so schön im Lehrplan heißt. Kreative Annäherungen an Quellen an sich und auch an andere Quellen im Besonderen ist da meiner Erfahrung nach so nicht wirklich vorgesehen. Dabei vermag die Betrachtung aus der Luft zu erstaunlich neuen Perspektiven verhelfen, und das nicht nur ob der Fotodarstellungen aus der Vogelperspektive.
Nun, da lernt man also vor sich hin, wie verschiedene Bodenverfärbungen, Schattenmerkmale und dergleichen mehr auf darunter liegende Fundstellen hinweisen könnten und freut sich im Stillen, etwas zu kennen, was viele andere nicht kennen.
Und dann fällt einem plötzlich das Buch von Leonardo Benevolo und Benno Albrecht in die Hände. Sie greifen auch die Technik der Luftbildarchäologie auf, um Veränderungen in der Landschaft durch den Menschen und dessen Auswirkungen sichtbar zu machen. Auch Paris wird ein Kapitel gewidmet: Die Autoren stellen sehr anschaulich dar, wie die Champs Élysées eine kilometerlange und schnurgerade Schneise durch Paris schlägt und beleuchten die Motive hinter diesem bis heute überdauernden Charakteristikum von Paris. Etwa in der Mitte wird die Prachtstraße vom Triumphbogen in zwei Hälften geteilt, wobei sich dieses Bauwerk auch nicht zufällig an der höchsten Erhebung der Straße befindet.
Während mir die Basteleien rund um den Kalender der Französischen Revolution einen recht anschaulichen Eindruck um die Mentalität und den Wunsch nach radikaler Veränderung in mannigfaltigen Lebensbereichen vermittelte, ermöglichen es mir die „handwerklichen“ Methoden der Luftbildarchäologie den Wandel im Stadtbild von Paris besser nachzuvollziehen. Verbunden mit der aktuellen Fragestellung dieses Seminars eine wundervolle Kombination.
Und so schließt sich der Kreis. Aus zwei für sich isoliert betrachtet kaum sinnvoll anwendbare Themenfelder erwächst in Verbindung eines Dritten ein gemeinsamer großer Themenkomplex, dessen Einzelteile sich hervorragend ergänzen und zu einem neuen großen Ganzen zusammenfügen.
Das hat jetzt alles zusammen streng genommen immer noch recht wenig mit dem Erarbeiten einer konkreten Fragestellung für das Seminar zu tun, aber es illustriert doch sehr schön, wie man sich auf Basis bisheriger Erfahrungen dem Thema annähern kann. In meinem Fall kristallisiert sich langsam eine Tendenz auf die Stadtwerdung und Stadtentwicklung von Paris heraus, wobei ich mich hier derzeit noch nicht auf ein Quartier festlegen kann und will. Aber damit ist bereits ein Weg eingeschlagen, und ein ratloses Verharren ohne Weiterentwicklung wird auch verhindert.
Meine Jagd nach Informationen und Plänen zum Stadtbild von Paris quer durch die Jahrhunderte hat mich auch in die Bibliothek des Instituts für Geschichte geführt, wo ich in der Kartenabteilung fündig geworden bin:
- Atlas de l’histoire de France (A II / 70)
- Atlas de la révolution française: Paris (A II 48 / 11)
- Petit Atlas historique des Temps modernes (A II / 85)
Alle drei Bücher beschäftigen sich mit den Ereignissen der Französischen Revolution, wobei jedoch die politische Ereignisgeschichte bestenfalls gestreift wird, der Schwerpunkt liegt auf dem Sichtbarmachen von ihren Auswirkungen, die meist in Form von Plänen graphisch dargestellt werden, beispielsweise Veränderungen von Bevölkerungsdichten in ganz Frankreich und der Stadt Paris. Alle drei Bücher zusammen lassen hier kaum einen Lebensbereich aus, ich habe sie aber noch nicht im Detail durchgearbeitet.
Und dass ich am Leben und Wirken des Baron Haussmann auch nicht vorbeikommen werde, zeigt sich immer klarer. Ein kurzer Blick unter seinem Namen in den Universitätskatalog genügt jedoch, um mir sicher zu sein, dass mir der Lesestoff nicht ausgehen wird.
rue_novilot - 8. Apr, 17:56
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