14
Mai
2008

Im Zeitraffer durch die Stadtgeschichte - Antike

Während sich die bisherigen Tätigkeiten darauf beschränkten, sich der Stadt Paris auf verschiedenen Weisen anzunähern, so verlagert sich das Arbeitspensum zunehmend von der oberflächlichen Sichtung von allerhand Literatur zu allen möglichen Themengebieten hin zum tiefer gehenden Eintauchen in einige wenige davon, nachdem sich die eigentlichen Arbeitsthemen zunehmend immer deutlicher herauskristallisieren.

Als einleitende Orientierung möchte ich zunächst mit einigen Sätzen das antike Paris, sprich die ersten Anfänge der Siedlungstätigkeit, umreißen, da es sich – wenn man weiß, wo man suchen muss – auch noch im heutigen Paris wieder findet.

Das Pariser Becken ist schon seit etwa 2000 v. Chr. ständig besiedelt. Da von den Kelten keine Schriftquellen erhalten sind, findet sich die erste Erwähnung des damaligen Lutetia jedoch erst mit Ankunft der Römer im Zuge deren Expansion in Gallien. Im Jahr 53. v. Chr. schreibt Cäsar in seinem „De Bello Gallico“: „Id est oppidum Parisiorum quod positum est in insula fluminis Sequanae“ (= Dies ist die Ansiedlung der Pariser, welche auf einer Insel der Seine gelegen ist).

Von der ersten keltischen Siedlung weiß die Forschung nicht viel mehr, als dass es sie gegeben hat und auf der Insel in der Seine, der heutigen Ile-de-la-Cité, gelegen war. Gründe für diesen Siedlungsort gibt es mehrere. Der erste ist der trockene Boden der Insel inmitten der Sumpflandschaft des Pariser Beckens, wobei dieser Flecken Erde zusätzlich noch durch den Wasserring der Seine geschützt war. Außerdem war die Seine an dieser Stelle am leichtesten zu überqueren, wodurch die Stelle rasch Verkehr und somit Handel nach sich zog.
Den Mustern keltischer Siedlungen aus der Region folgend darf man annehmen, dass Lutetia anfangs aus hölzernen Brücken, einer Schiffsanlegestelle, einer Hauptstraße, einer Palisade und runden Holzhäusern bestand.

Anstelle des heutigen Canal St. Martin floss an dieser Stelle in der Antike ein Nebenarm der Seine, der durch sumpfiges Gebiet führte, den „Marais“. Er reichte bis an den Montmartre heran, weshalb neben der Seine-Insel anfangs nur das Südufer der Seine, das heute als „rive gauche“ bezeichnet wird, besiedelt war. Die damaligen Nebenflüsse wie Sèvre und Bièvre sind ebenfalls in der heutigen Kanalisation aufgegangen.

Nach der Eroberung der Siedlung durch die Römer wurde diese zuerst vollständig zerstört und anschließend neu gegründet. Die Kelten zogen sich auf das Gebiet jenseits der Insel zurück. Die Römer errichten am Montagne Geneviève zusätzlich eine Römerstadt. Um das Jahr 300 taucht erstmals der Ortsname Paris auf.
Römische Siedlungen entsprechen in ihrer Grundstruktur der Anlage römischer Militärlager, die im gesamten römischen Reich nach demselben Muster angelegt wurden. Als Dreh- und Angelpunkt gilt ein Straßenkreuz im Zentrum. Ein solches finden wir auch in Paris, wobei als West-Ost-Achse keine Straße angelegt wurde, sondern hierfür die Seine fungierte, was deren frühe Nutzung per Schiff untermauert.
Die römische Hauptstraße überquerte die Seine im senkrechten Winkel zum Fluss. Die heutigen Straßen an dieser Stelle folgen noch genau dem ursprünglichen Verlauf, wie archäologische Grabungen bestätigen.

Die Hauptachse führt zwischen den Hügeln Montmartre und Belleville über die Schwelle von La Chapelle zur Ile-de-la-Cité und verlässt den Ort nach Süden zwischen dem Montagne Geneviève und der Montparnasse. Heute tragen diese Straßen die Namen Rue St. Martin nördlich und Rue St. Jacques südlich der Seine.
Auch die römischen Nebenstraßen haben sich lange Zeit im Pariser Straßenraster erhalten. Diese Straßenzüge wurden erst durch Haussmann im 19. Jahrhundert aufgesprengt, als der boomende neuzeitliche Verkehr nicht mehr bewältigt werden konnte und neue, breitere Durchzugsstraßen angelegt wurden.

Quellen:
Dieter Kimpel, Paris: Führer durch die Stadtbaugeschichte, München 1982
Fritz Stahl, Paris – Eine Stadt als Kunstwerk, Wien 1966

Abschließend möchte ich noch auf eine Dokumentation zum Thema hinweisen, die ich zufällig im TV-Programm entdeckt habe und heute und morgen im Kanal Phoenix ausgestrahlt wird:

Titel: Und der Mensch schuf... Paris - Aufstieg zur Weltstadt
Beschreibung: Wie sahen London, Paris und New York in der Vergangenheit aus? Wo lagen die städtebaulichen Meisterleistungen, die auch heute noch das Bild dieser legendären Metropolen prägen?
Mit Hilfe von Historikern und Archäologen deckt der Film die Spuren der Vergangenheit auf und rekonstruiert die geschichtlichen Hintergründe der Entstehung und Entwicklung dieser Weltstädte.
Paris: Eleganz und Stil prägen das Image der "Lichterstadt". Doch die Geschichte von Paris verbirgt sich fern der netten Cafés und berühmten Avenuen. Beim Besuch der Keller und Katakomben oder beim Schlendern durch die Straßen kommen ehemalige Festungen sowie ein kompliziertes Netz aus Kanälen und Tunneln zum Vorschein.
Selbst der Paris-Kenner wird überrascht sein, was er über die Thermen von Cluny, den Bau des Pont Neuf und die Wolkenkratzer der futuristischen Bürostadt La Défense erfährt.

Sendetermine:
Mi, 14.05.08, 20.15 Uhr
Do, 15.05.08, 08.15 Uhr
Schmale - 26. Mai, 11:57

Schmale

Leider konnte ich die Sendung nicht sehen - war es Ihnen möglich? Das wäre einen Blog-Eintrag wert!
Vielleicht ist es eine Ironie der Geschichte, dass Haussmann einerseits sehr alte Strukturen aufgebrochen hat, andererseits dürften seine Strukturen wohl etliche Jahrhunderte noch halten...

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Paris: Historische Semiotik einer Stadt

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